Unser traditionsreicher Schweizer Nationalpark, eine abgelegene, unberührte Natur, ein wunderbares Fleckchen Erde. Ein Reservat der Kategorie „Wildnisgebiet“. Seit über 100 Jahren sich selbst überlassen. Sehr viel Wald und Wild. Wilderness & Natur pur. A dream came true … hier ist es genau so, wie es sich unsere Umweltverbände wünschen. Der ideale Ort, für ein frischverliebtes, supersüsses junges Wolfspärchen, um eine neue Familie zu gründen. Wölfe sind ja gemäss WWF und anderer Wolfsexperten typische Waldbewohner, die ein reiches Wildangebot schätzen.
Stopp. Ich muss die Romanze leider kurz unterbrechen, für eine Meldung aus der rauhen Realität: Im Nationalpark wohnt im Moment (Stand 19.9.21) kein einziger Wolf, und schon gar nicht ein Rudel, siehe hier. Wie kann das sein? Was ist da schief gelaufen?
Die Antwort ist einfach. Es ist wieder ein typisches Beispiel dafür, wie gross die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis bei unseren hochverehrten Wolfsexperten ist. Der Nationalpark ist zwar Natur pur, so wie es die Umweltverbände wünschen. Aber die Wölfe wünschen sich eben was anderes. Mühsam den Wildtieren im unwegsamen Gelände nachrennen, die meist schneller sind? Sicher nicht! Dann lieber doch die lahme, leicht verfügbare Beute Haustier. Aber die leben dummerweise nicht im Nationalpark …
Dass Wölfe also nicht die Wildnis bevorzugen, wenn Haustiere in der „näheren Umgebung“ verfügbar sind, lässt übles ahnen. Was passiert, wenn die Nutztiere aus den Alpen weitestgehend verschwunden sind? Ist das nicht der grosse Moment für alle Wolfs-Fans, wenn die Rudel dann ins dicht besiedelte Mittelland strömen, der leichten Beute folgend? Wenn ihr Wolfs-Fans wirklich konsequent sein wollt, dann gönnt den Wölfen ein Leben in der abgeschiedenen Wildnis. Diese Art Wildnis gibt es in der Schweiz, in Mitteleuropa nicht. Aber in den Weiten Russlands oder Kanadas schon.
PS: Wir waren mal einen Tag lang wandern im Nationalpark. Ich kann mich nur an viel düsteren Wald, eine Menge Verbotsschilder, und viel zu wenig Aussichtspunkte erinnern. Dann lieber die von unseren Bergbauern gepflegte Kulturlandschaft, mit bunten Blumenwiesen, spektakulären Aussichtspunkten und viel Licht & Sonne. Das gefällt mir wesentlich besser, und den Wölfen leider auch 🙁
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