Just in dem Moment, in dem sich die desaströsen Auswirkungen der Grossraubtierwiederansiedlung fast täglich zeigen, und sich die Stimmung mehr und mehr gegen die Schadstifter wendet, just in diesem Moment erscheinen wieder vermehrt manipulative Desinformationen in den Medien. So auch in der NZZ.
Neustes Beispiel: Der Artikel vom 21.7.22 mit dem Titel „Nach Wolfsangriffen auf Mutterkühe werden die Zweifel am Herdenschutz lauter“. Ein völlig einseitiger Text, welcher zum x-ten mal den Herdenschutz massiv schönredet. Warum tun die Medien das? Ist es Unvermögen, oder werden sie dafür bezahlt?
Der NZZ-Journalist lässt in seinem Artikel unter anderem drei „Experten“ zum Thema Herdenschutz zu Wort kommen. Allesamt aus dem Prowolf-Lager.
Herr Gerke verdreht die Tatsachen
So kommt beispielsweise David Gerke zu Wort. Er präsentiert sich in der Öffentlichkeit ohne akademischen Titel. Da Bescheidenheit nicht sein Ding ist, gehen wir daher davon aus, dass er über keinen Hochschulabschluss verfügt. Nichtsdestotrotz äussert sich Herr Gerke betreffend der neusten KORA Studie über die Wirksamkeit von Herdenschutzmassnahmen (Vogt. et al. 2022) wie folgt, Zitat: „Die Daten aus mehreren Kantonen zeigten, dass geschützte Schafherden signifikant seltener angegriffen würden als ungeschützte.“ Ist der Mann tatsächlich so wirr? Er verkündet genau das Gegenteil von dem, was im KORA-Bericht steht. Der Bericht ist auf Deutsch verfasst, aber Herr Gerke war anscheinend weder willens noch fähig, den Inhalt korrekt zu verstehen bzw. wiederzugeben. Aber das ist ja nicht das erste und bestimmt auch nicht das letzte mal, dass er genau das Gegenteil von dem verkündet, was wissenschaftlich und mit Zahlen und Fakten längst erwiesen ist.
Fakt ist, dass KORA in ihrem Bericht Nr 105 basierend auf Rissdaten der meisten Kantone aus den Jahren 2004-2019, folgendes festgestellt hat: Die Wahrscheinlichkeit eines Angriffes ist bei ungeschützten Herden nicht höher, als bei den geschützten (Vogt et al. 2022, Seite 28 oben). Geschützte Schafherden werden also keinesfalls seltener attackiert, wie Herr Gerke das fälschlicherweise behauptet. KORA hält auf Seite 22 ihres Berichtes sogar fest, Zitat: „Im Vergleich zum Weidesystem ständige Behirtung bestand auf den übrigen Weiden eine verringerte Wahrscheinlichkeit von Übergriffen auf Nutztiere, […].“. Übrige Weiden sind diejenigen ohne jegliche Herdenschutzmassnahmen. Die federführende Autorin des Berichtes, Frau Vogt, hat übrigens ein abgeschlossenes Biologiestudium und ein Doktorat vorzuweisen.
Ein Walliser Tierhalter, der das Versagen der Herdenschutzmassnahmen selbst erfahren musste, bringt das Ganze treffend auf den Punkt, Zitat aus dem Walliser Boten vom 6.7.2022: „Paradoxerweise bekommen Schäfer, die keinen Herdenschutz betreiben, mit den neuen Entwicklungen recht. Wir wissen jetzt definitiv, dass Herdenschutz nichts taugt. Trotz aller Massnahmen verlieren wir immer wieder Tiere an den Wolf.“
Ein Revierförster weiss, woran Schafe sterben?
Der nächste NZZ-Interviewpartner heisst Rolf Manz von KORA, ein ehemaliger Revierförster. Er wiederholt offensichtlich Sätze, die er irgendwann einmal gelesen oder gehört hat. Zitat aus dem NZZ-Artikel: “ … Wolfsrisse würden nach wie vor nur einen kleinen Teil der Verluste von gesömmerten Tieren ausmachen. Der Grossteil sei auf Krankheiten, Abstürze und Blitzschläge zurückzuführen.“ Herr Manz ist kein Tierarzt. Woher will er also wissen, woran Schafe während der Alpung sterben? Und woher hat er die Zahlen für seine Aussage „kleinen Teil der Verluste … Grossteil…“ ? Uns sind keine Studien bekannt, welche diesbezügliche aktuelle Zahlen zu den Verlustanteilen gealpter Schafe wissenschaftlich korrekt erfasst liefern. Bitte nennen Sie uns die Referenzen, Herr Manz.
Der Elfenbeinturm lässt grüssen
Im Artikel kommt auch Herr Daniel Mettler von AGRIDEA zu Wort. Er ist ein lic. phil. I- er, ein studierter Philosoph. Der Inbegriff eines Theoretikers im Elfenbeinturm. Herr Mettler leitet die AGRIDEA-Fachstelle für den Schweizer Herdenschutz, und ist somit auch verantwortlich für die Jahresberichte dieser Stelle. Kein Wunder, dass diese in mathematischer Hinsicht dermassen unterbelichtet ausfallen, und die Berechnungen und Grafiken zur Wirksamkeit nicht korrekt sind. Mehr dazu in Cooking by AGRIDEA.
Sein Beitrag zum NZZ Artikel lautet, Zitat: «Wir dürfen nicht vergessen, dass wir seit 25 Jahren Wölfe in der Schweiz haben. Viele haben sich langsam darauf vorbereitet, während andere, die einfach gehofft haben, dass es sie nicht betreffen wird, keine Ressourcen in den Herdenschutz investiert haben.»“ Solche Aussagen der sogenannten Experten machen mich sprachlos. Ein Mann, der niemals die Konsequenzen seiner untauglichen Empfehlungen selbst zu spüren bekommt, wirft den Weidetierhaltern vor, sie seien selber Schuld, wenn der Wolf ihre Tiere frisst. Was soll das ? Herr Mettler wäre besser darum besorgt, dass seine Fachstelle professioneller arbeitet.
Die Wirksamkeit des Herdenschutzes wird von AGRIDEA übrigens weiterhin in geradezu unanständiger Art und Weise schöngeredet. So werden im Jahresbericht Herdenschutz 2021 die Risszahlen der HSH-geschützten Herden noch massiver geschönt als bisher, und die Grafiken und Berechnungen zur Wirksamkeit der Hunde sind genau so irreführend und falsch, wie in den Vorjahren. Wir berichten demnächst dazu mehr.
Fazit
Das notorische hinters Licht führen der Öffentlichkeit und der Weidetierhalter ist weitgehend darauf zurückzuführen, dass sich beim Thema Grossraubtiere so gut wie immer selbsternannte „Experten“ zu Wort melden, deren Desinformationen die Medien unkritisch weiterverbreiten.
Qualifizierte Experten sollten – nebst dem Fachwissen auf ihrem Bereich – zumindestens ein fundiertes Wissen und praktische Erfahrung zu wissenschaftlichem Arbeiten, Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung mitbringen. Nur so sind sie unter anderem auch in der Lage, einschlägige Fachliteratur zu verstehen bzw. intellektuell zu verarbeiten, verfügbare Daten mathematisch korrekt auszuwerten, und die Resultate richtig zu interpretieren. Das ist unerlässlich.
Wann hören diese unwürdigen, verhöhnenden Spielchen endlich auf ? Und wann befragen die Medien endlich einmal Experten, die das auch sind, und berichten ausgewogen zum Thema Wolf ?
PS: Es ist uns natürlich bewusst, dass sich die echten Experten mit kritischen Aussagen zum Herdenschutz bzw. den negativen Auswirkungen der Grossraubtierwiederansiedlung leider oft nur sibyllinisch oder gar nicht zu Wort melden, weil sie negative Konsequenzen zu befürchten haben. Im Zeitalter der Cancel Culture werden leider auch in der Wissenschaft alle vom sogenannten „Mainstream“ abweichenden Aussagen schnell einmal mit einem Shitstorm, oder schlimmeren Konsequenzen – wie Einbusse von Forschungsgeldern oder Jobverlust – abgestraft. Beispiele sind wohl bekannt. Der Mainstream im vorliegenden Fall wird weitgehend beherrscht von den NGO’s, für die der Wolf ein sehr lukratives Geschäftsmodell ist, und den Medien, die von den NGO’s profitieren.
Referenzen
Vogt, K., et al., (2022), Wirksamkeit von Herdenschutzmassnahmen und Wolfsabschüssen unter Berücksichtigung räumlicher und biologischer Faktoren, KORA Bericht Nr. 105.
Herdenschutz auf Alpen ist keine Maschine, die mit gleichbleibender Präzision arbeitet.
In einem natürlichen Gelände mit Bächen, Hügeln, Büschen etc. werden lebende Wesen/Schafe von Herdenschutzhunden bewacht, bei völlig unterschiedlichen Witterungsverhältnissen und unterschiedlichem Wolfsdruck. Kein Tag ist gleich wie der andere.
Mettler missbraucht natürliche Bedingungen und Bewegungen von Tieren, die zwangsläufig nicht perfekt sind, um stattgefundene Risse zu relativieren und dadurch Menschen zu verhöhnen.
Sein Masstab ist eine „Herdenschutzmaschine“, die mit der Realität nichts zu tun hat.
Da Herdenschutzhunde ebenso wie Schafe, Ziegen, Esel, Kälber, Romder, Mutterkühe, Alpakas, Ponies, Pferde und weitere Haustieren von Wölfen angegriffen und getötet werden (zB 58x in Frankreich 2021), sind sie als Herdenschutz ungeeignet Risse und Tote zu verhindern. Herdenschutz ohne Beschränkung und Regulierung des Bestandes ist unzumutbar und tierfeindlich. Bellende Hunde zeigen an, wo Nahrung ist