Details zur Agridea Studie

  • Eine AGRIDEA-Studie zum Verhalten von Gehegewölfen an Elektrozäunen aus dem Jahr 2015 verwendete folgenden, ungeeigneten Versuchsaufbau / Studiendesign:

    1. Vor dem Versuch wurde den Wölfen 4 Tage lang kein Futter gegeben, was zu hungrigen Wölfen führen sollte.
    Es ist jedoch bekannt, dass Wölfe bis maximal 17 Tage ohne Nahrung auskommen (Makridin 1962). Es stellt sich also die Frage, ob die Wölfe nach 4 Fastentagen hungrig bzw. „motiviert“ genug waren, um den Zaun zu überwinden, hinter dem das Futter am Boden lag.

    2. Getestet wurden elektrische Weidenetze (90 cm hoch, 3400 Volt) und zwei Typen von Litzenzäunen. Während der Versuchsphase wurden hinter den getesteten Zäunen Fleischstücke auf den Boden gelegt.
    Es stellt sich die Frage, wie ein Stück „totes Fleisch“ den Jagdtrieb eines Wolfes auslösen kann. Wenn sich hinter dem Zaun ein flüchtendes Beutetier befindet, dann verhält sich der Wolf ganz sicher anders, als wenn dort nur ein Stück „totes Fleisch“ liegt.
  • Dass die Wölfe nicht genügend hungrig waren, legt folgende Beobachtung der Studienautoren nahe: Während 83 Prozent (weisse Wölfe) und 95 Prozent (graue Wölfe) der Überwachungszeit waren die Wölfe gar nicht am Zaun – und damit beim angebotenen Futter – anwesend!
  • Wenn die Wölfe dann einmal kurz am Hag waren, versuchten die meisten über den Boden unter dem Litzenzaun durchzukriechen, um an das am Boden liegende Stück Fleisch zu gelangen, was naheliegend ist. Dabei wurde der Litzenzaun einmal „durchsprungen“.
  • Das Weidenetz wurde insgesamt 3 Mal überwunden, jeweils auf dem „Luftweg“. Zitat aus der Studie: „Das elektrifizierte Weidenetz wurde von einem oder zwei weissen Wölfen überwunden. Dabei sprang der Wolf direkt in das Netz, und gelangte somit – aufgrund einer gewissen Elastizität des Weidenetzes – mit einem „Purzelbaum“ auf die andere Seite.“ Gegraben wurde nicht. Was sich mit Beobachtungen anderer Studien deckt (u.a. Thompson 1979, van Liere 2013).
  • In der Realität befindet sich auf der anderen Hagseite lebende Beute, die wegrennt, wenn Wölfe sich nähern. Das löst bekanntlich deren Jagdtrieb aus. Und dabei werden sie wohl kaum am Boden herumrobben, sondern flink hinterher springen. Sie können gut springen, das ist bekannt. Und wurde auch schon mehrfach dokumentiert. Siehe u.a. Film Landry.
  • Möglicherweise springen die eingehagten Tiere sogar selbst über den Hag, oder walzen diesen in ihrer Panik zu Boden. Über einen am Boden liegenden Hag – das hat die AGRIDEA-Studie ergeben – springen die Wölfe eher drüber, Zitat: „… sechsmal sprangen sie über das beschädigte, am Boden liegende Weidenetz.“

FAZIT

Die Ergebnisse dieser Studie sind für die Praxis unbrauchbar. Es ist unverständlich, weshalb AGRIDEA darauf basierend Empfehlungen für angeblich wolfssichere Zäunungen abgibt, wie hier. All diese Zäune sind nachweislich nicht wolfssicher. Siehe hier.

Referenzen

Makridin, V. P., (1962), The wolf in the Yamal north. Zool. Zh. 41:1413– 17. (Translation by Peter Lent.)

Thompson, B., (1979), Evaluation of Wire Fences for Coyote Control, J Range Management 32(6).

van Liere, D., et al., (2013), Farm characteristics in Slovene wolf habitat related to attacks on sheep, Applied Animal Behaviour Science 144, 46– 56.