1. Einleitung
Im Beitrag vom 26.10.21 haben wir unter anderem das Thema Wolfsernährung beleuchtet, und aufgezeigt, dass der Haustier-Anteil bis zu 47% betragen kann. Kürzlich wurde dies bei Facebook diskutiert. Dabei kam ein interessanter Kommentar zu einer Webseite der Milvus Group, einer grossen rumänischen Umwelt- und Naturschutz Organisation, die brisante Infos zur Wolfsernährung in den Karpaten aufzeigt. Die Milvus Group hat diese Inhalte Anfang 2017 gelöscht.
Glücklicherweise gibt es die Wayback Machine. Wir haben den Seiteninhalt nach kurzer Suche gefunden. Die Aussagen auf dieser Seite bestätigen – wenig überraschend – die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus anderen Ländern. Es folgt eine Zusammenfassung und grafische Aufarbeitung des englischen Originaltexts.
2. Wolfsernährung in den Karpaten: sieht so eine friedliche Koexistenz aus?
Auf der Seite ging es um Fakten zu Bären und Wölfen. Punkt 6 fasst die wichtigsten Konsequenzen der Koexistenz mit Bär und Wolf zusammen. Freimütig referieren die Leute der Milvus Group über die Ernährungsgewohnheiten der Wölfe in den Karpaten, Zitat: “Wir versuchen eine Übersicht zu den Ernährungsgewohnheiten der Wölfe zu geben, und den diesbezüglichen Verlusten bei Wild- und Haustieren, basierend auf der einzigen in Rumänien existierenden wissenschaftlichen Wolfsernährungsstudie von H. Almasan et al. 1970.“
Gemäss Almasan et al. ernährten sich die Karpatenwölfe zu 75.8 % von Haustieren. Und zu 24.2 % von Wildtieren. Die prozentualen Anteile in den 2 Kategorien Haus- & Wildtier betragen gemäss der Studienergebnisse:
Abbildung 1: Separate Anteile zu der Haus- bzw. Wildtier-Beute der Karpatenwölfe, gemäss Almasan et al.
Fasst man die beiden Diagramme zusammen, so ergeben sich folgende Anteile zur Ernährung der Wölfe in den Karpaten (Gewichtung der obigen Anteile mit dem Faktor 0.758 bei Haustieren, und 0.242 bei den Wildtieren):
Abbildung 2: Anteile zu allen Beutetieren der Karpatenwölfe (total 100%), gemäss Almasan et al.
3. Aktuelle Daten der Milvus Group
Diese erschreckenden Erkenntnisse ergänzen die Milvus-Leute mit eigenen Untersuchungen: Sie berichten über ihre kürzlich erfolgten Wolfsernährungs-Feldstudien – die sie verständlicherweise nicht publiziert haben 🙂 – welche die Almasan-Ergebnisse für die heutige Zeit bestätigen.
Zitat: „1. Hausschafe sind die Hauptnahrung für Wölfe. … 3. Die bestehende Wolfspopulation kann ohne Hausschafe nicht überleben.“
4. Zynisches Fazit
Der zynische Schluss ist dann, Zitat: „…selbst im Worst Case, wenn sich die Wölfe zu 100 % von Schafen und Ziegen ernähren würden, würde der maximal zu erwartende Schaden – ohne Surplus-Killing-Anteil – nur 1,73 % der Schafspopulation betragen.“
Gemäss Daten der Europäischen Union leben in Rumänien rund 9’880’000 Schafe. Mit dem geschätzten „Schafsverbrauch“ der Karpatenwölfe von 1.73% dieser Population wären das 170’924 geopferte Schafe! Mit Surplus-Killing-Anteil sind es dann noch mehr.
Das sind die Konsequenzen der Koexistenz mit den Wölfen. Die Natur lässt grüssen. Und all diese Findings kommen nachweislich von Wolfsfreunden.
Auch im Aktionsplan Boitani steht, dass es Gegenden gibt, wo es nötig ist, dass sich Wölfe von Nutztieren ernähren müssen, um zu überleben. Unsere Tiere sind also eingeplant.
Vielen Dank für Ihren interessanten Hinweis. Die Qual von Mensch und Tier ist also auch eingeplant.