Artenschutz für Wolfshybriden

1. Einleitung

Wie eine wissenschaftliche Publikation im renommierten Nature Journal aufzeigt, leben in der Schweiz die Nachkommen Italienischer Wolfshybriden [2]. Im weiteren dokumentiert die Studie für Stichproben aus dem Appenin und der Toskana eine 100% ige Hybridisierung der dortigen Wolfspopulation [2].

2. Die Schweizer „Wölfe“ stammen von Italienischen Wolfshybriden ab

Seit längerer Zeit bereits kritisieren Weidetierhalter-Vereinigungen in der Schweiz – wie die Vereinigung zum Schutz von Wild- und Nutztieren vor Grossraubtieren im Kanton Bern oder der vwl-ost – dass ein massgeblicher Anteil der hier lebenden Grossraubtiere Wolfshybriden, heisst Wolf-Haushund-Mischlinge, und somit keine echten Wildtiere sind. Solche Hybridtiere sind nicht geschützt, und müssten gemäss Art. 8 bis der Jagdverordnung durch die kantonale Behörden sofort entnommen werden. Die angebrachte Kritik ist sehr wohl begründet. Denn die hier lebenden Wölfe stammen praktisch ausschliesslich aus Italien, aus dem Appenin. Und laut Boitani, der als italienischer „Wolfs-Papst“ gilt, weisen diese Wölfe eine starke Hybridisierung durch Einkreuzungen freiherumlaufender Hunde auf, da die dortige Wolfspopulation in den 70iger Jahren kaum noch 100 Tiere umfasste [1]. Zitat aus der Diskussion des Papers von 1984, (übersetzt durch die Autorin) [1]: „Wir können um die Hybridisierung mit Hunden froh sein, denn sie erlaubte es der Wolfspopulation, wieder ein relativ sicheres Niveau zu erreichen.“ So kann man es auch betrachten.

Bundesrätin Leuthard erklärte dagegen am 14.03.17 im Nationalrat, dass es keine Hybriden in der Schweiz bzw. im Alpenbogen gäbe, und morphologische Untersuchungen unwissenschaftlich seien – wohlgemerkt ohne jegliche wissenschaftliche Belege dafür zu nennen.

3. Das Hick Hack mit dem BAFU

Kurz nach dem Leuthard Statement liessen die französischen Behörden in einem offiziellen Communiqué im September 2017 verlauten, dass ihre Wolfspopulation in den Alpen aus bis zu 1.5% Hybriden besteht. Eine unabhängige, wissenschaftliche Untersuchung, die im November 2017 in Grenoble präsentiert wurde, zeigte jedoch, dass die französische Wolfspopulation in den Alpen aus noch weit mehr Hybriden besteht. Einen interessanten Artikel zu diesen Geschehnissen hat Georges Stoffel verfasst.

Die DNA-Untersuchung eines Schweizer Wolfes durch das Deutsche Labor ForGen in Hamburg im Jahr 2018 ergab, dass es sich eindeutig um einen Hybriden handelt. Den Auftrag zur Untersuchung hatte das Bernische Landwirtschaftsamt gegeben. Mit Schreiben vom Dezember 2018 informierte das Amt das BAFU über das Ergebnis, und wollte u.a. wissen, wie die Bundes-Behörden vorzugehen gedenken. Reinhard Schnidrig vom BAFU antwortete in seinem Schreiben vom 9.3.2019 u.a. wie folgt: „Die durch das Labor ForGen angewendete Methodik wird von anerkannten Wissenschaftlern aus der Schweiz, aus Frankreich und auch aus Deutschland für die Erkennung von Wolf-Hunde-Hybriden nicht anerkannt.“ Eine ziemlich dreiste Ausrede, um das eigene Nichtstun zu rechtfertigen, natürlich wiederum ohne jegliche Belege.

Das Deutsche Labor antwortete prompt am 3.4.2019 an Bundesrätin Sommaruga u.a. mit folgendem Zitat: „Im beiliegenden Schreiben treibt er [Reinhard Schnidrig, Anm. der Red.] dies nun auf den Höhepunkt und zeigt gleichzeitig, dass er von dem Inhaltlichen, der Wissenschaft und der Methodik nur sehr wenig bis gar keine Ahnung hat.“ Und weiter: „So haben wir z.B. darauf verzichtet, Referenzproben von italienischen Wölfen in unserer Datenbank einzuspeisen, da hier seit Jahren und häufig publiziert eine Vermischung mit Hunde-DNA angegeben wird. Gleiches gilt für die aus Polen nach Deutschland eingewanderten Tiere. Genau hier liegt das Grundproblem. Wenn Tiere als Referenzen genutzt werden, die bereits (zuviel) Hunde-DNA in sich tragen, werden alle weiteren Untersuchungen keine Mischlinge nachweisen können.“

Wie eingangs erwähnt, hatte bereits Boitani die Italienischen Wölfe als Hybride klassiert.

4. Ein Paper vom Lausanner Labor bringt es an den Tag

Mit dem Ziel, die Gerüchte um die Schweizer Wolfshybriden endgültig zu zerstreuen, veröffentlichten die Lausanner im Jahr 2019 einen Artikel im renommierten Nature Journal [2]. Wenn man jedoch etwas mehr als nur den Abstrakt liest, stellt man schnell fest, dass es den Autoren keineswegs gelingt, die Hybrid-These zu widerlegen.

Im Abstrakt des Artikels betonen die Forscher, dass sie die ersten seien, welche die Hybridisierung in der Schweizer Wolfspopulation untersuchten. Bis auf zwei Ausnahmen hätten sie keine Hybride gefunden. Sie schliessen weiter, dass ihre Resultate alle bisherigen Fehlinformationen (!) dazu entkräften, und hofften, dass dies dazu beitrage, dass die Wiederbesiedlung der Schweiz mit Wölfen nun ungestört weitergehen könne [2].

Auf Seite 2 werden in Tabelle 1 die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen zum Hybridisierungsproblem diverser Regionen in Europa zusammenfasst. In der Tabelle wird unter dem Titel „Bestätigung mutmaßlicher Hybriden“ für Stichproben aus dem Appenin und der Toskana eine hundertprozentige Hybridisierung ausgewiesen [2]. Die Autoren berichten, dass die hiesigen Tiere ursprünglich vom Appenin stammen, und dass diese Wölfe einmalige, sonst nirgendwo zu findende DNA-Teile aufweisen, und daher diese Population sich ideal eigne, um eine etwaige weitere Hybridisierung zu untersuchen [2]. Das Resultat der aufwendigen Studie ist dann, dass praktisch keine weitere Hybridisierung erfolgte.

Weiter unten haben wir übrigens einen Auszug des Papers auf Deutsch übersetzt.

Fazit

Der Artikel aus Lausanne belegt also lediglich, dass sich die „Wölfe“ kaum mehr mit Hunden gekreuzt haben, seit sie Italien verlassen bzw. die Schweiz erreicht haben. Das ist einerseits wenig überraschend, da es im Vergleich zu Italien hierzulande kaum streunende Hunde gibt. Anderseits bestätigt der Artikel explizit, dass es sich bei den hier lebenden Wölfen um dieselben Hybriden handelt, die auch in Italien leben. In der Schweiz vermehren sich also Wolfshybriden: ungehindert, und auf Kosten unserer Weidetiere und ihrer Besitzer. Daran vermag auch die kunstvolle Verpackung in wissenschaftliche Sprache nichts zu ändern.

[1] Boitani, L, Genetic considerations on wolf conservation in Italy, Boll. Zool. 51: 367-373 (1984)

[2] Dufresnes, Ch., et al., Two decades of non-invasive genetic monitoring of the grey wolves recolonizing the Alps support very limited dog introgression, Nature 9:148 (2019)

Übersetzung des letzten Abschnittes auf Seite 2 [2], wo erklärt wird, wie sie vorgehen.

Die alpine Wolfspopulation bleibt eine große Lücke in der europäischen Wolf-Hund-Hybridisierungsliteratur. Die Wölfe wurden in den französischen und Schweizer Alpen im späten 19. Jahrhundert, und in den italienischen Alpen im frühen 20. Jahrhundert ausgerottet, die Wölfe konnten sich seit den frühen 1990er Jahren vom italienischen Apenninen her wieder in diesen Gebieten angesiedeln.

Ihre ehemals hohe mitochondriale DNA-Diversität ist heute im Wesentlichen durch eine einzige Kontrollregions-Haplotyp (CR) ersetzt worden (nachfolgend der italienische haplotype), der für diese Regionen diagnostisch ist und weder bei Hunden noch bei Wölfen anderswo gefunden wurde [24,27-30] . Diese neue Population ist daher ein ideales System, um zu testen, ob die Hybridisierung mit Hunden stärkere genetische Auswirkungen in den wiederbesiedelten Gebieten hat.

Ein Kommentar

  1. Christoph said:

    Sehr interessante Ausführungen zum Herrn Schnidrig und seiner ideologisch motivierten Führung eines staatlichen Amtes.

    Sonst bleibt zu den Wolf-Hund Mischlingen nur anzumerken, dass diese genauso geeignet sind die Aufgabe einer battleship-species fürs Rewilding zu erfüllen.

    31. Januar 2022
    Reply

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