Schlechte Jäger

Wölfe sind schlechte Jäger. Das sagen anerkannte Wolfsexperten (Mech et al. 2015). Die meisten Beutetiere können gut fliehen, oder sich sogar verteidigen. Zudem haben viele Wildtiere erfolgreiche Strategien entwickelt, um den Raubtieren zu entkommen. Wölfe können ihre Erfolgschancen gut einschätzen. Und sie lernen schnell, welche Opfer sich besonders lohnen. Sie müssen auch abwägen, ob das Opfer ihnen gefährlich werden könnte. Einige grosse Beutetiere sind durchaus in der Lage, einen Wolf zu töten. Dazu gehören beispielsweise Bisons, Elche, oder Weisswedelhirsche (Mech et al. 2015). Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich Wölfe in unserer Kulturlandschaft besonders auf die leichte und harmlose Beute Haustier konzentrieren.

Übrigens: gesunde Wölfe greifen eher Kinder und Frauen an, als Männer. Den Wölfen ist bewusst, dass ihnen Letztere eher gefährlich werden könnten (Hindrikson 2017, Linnell 2002).

Jagdmethoden
Die Jagdmethoden der Wölfe werden seit einiger Zeit erforscht. Um geeignete Opfer zu finden, streifen Wölfe vor allem sehr viel herum, wobei sie bis zu 80 km pro Tag zurücklegen können. Es scheint also eher ein Zufall zu sein, ob und wo Wölfe auf ihre potentiellen Opfer treffen.
Eine der ersten beobachteten Jagdmethoden war, dass Wölfe ihre Beute zu Tode hetzen (Young & Goldman 1944). Sie verfolgen und hetzen das Opfer bis zu dessen Erschöpfung, manchmal sogar tagelang, sodass es weder essen noch trinken kann. Eine weitere Taktik ist, einem Opfer beispielsweise an einem Wildwechsel aufzulauern. Oder sie schleichen sich möglichst nahe heran, um dann zu versuchen, eines der fliehenden Tiere von der Herde abzusondern. Dabei erbeuten sie vor allem diejenigen Wildtiere, die langsam sind, also Jungtiere, sowie alte oder geschwächte. Zudem greifen sie bevorzugt von einem erhöhten Standort aus an, weil sie bei der Jagd abwärts im Vorteil sind. Es wird auch oft beobachtet, dass sie ihre Opfer in einen Abgrund treiben, um sie so zu töten (Mech 2015, Gunn 2006).

Jagderfolg und Nahrungsaufnahme
Neun von vierzehn wissenschaftlichen Studien fanden einen Jagderfolg bei Wölfen von lediglich 1 bis 9 %, die restlichen Studien einen von 13 bis 56%, je nach Beutetierart (Mech & Peterson 2003). Daher müssen Wölfe in der Wildnis in der Lage sein, über längere Zeit ohne Nahrung auszukommen, und dann im Falle eines Jagderfolges, sehr viel Nahrung auf einmal aufzunehmen. An diesen Lebensstil sind sie gut angepasst. Der längste beobachtete Zeitraum, über den ein Wolf ohne Futter auskommt, beträgt 17 Tage (Makridin 1962). Wenn dann Beute gemacht wird, kann ein Wolf zwischen 10 bis 15 kg Fleisch verschlingen (Mech & Boitani 2003, Stubbe 2008). Wölfe haben in einem Alter von 2 bis 3 Jahren ihre beste Performance beim Jagen. Ältere Tiere haben zunehmend Mühe, und konzentrieren sich daher noch mehr auf leichte Beute.

Forscher fanden heraus, dass Kinder vor allem von (alten) Wölfinnen angegriffen werden (Stubbe 2008, Hindrikson 2017).

Fazit
All dies erklärt, warum Wölfe trotz des sehr hohen Wildbestandes in unserem Land so viele Haustiere reissen. Dies hat auch KORA kürzlich mit offensichtlicher Verwunderung festgestellt: Übergriffe auf Haustiere finden statt, obwohl sehr viele Wildtiere als Beute zur Verfügung stehen (Vogt et al. 2022). Wölfe sind Opportunisten und Kulturfolger.

Exkurs: Die Sache mit den Hirschen und der Waldverjüngung

Die Wolfslobby behauptet, dass Wölfe massgeblich den Hirschbestand regulieren würden, und damit zur Waldverjüngung beitragen. Dies ist nachweislich falsch – Wölfe sind, wie oben gezeigt, schlechte Jäger, und erbeuten kaum Hirsche, da diese wesentlich schneller sind, d.h., zwischen 60 und 70 km/h laufen können. Wölfe erreichen über mehrere Kilometer nur eine Geschwindigkeit von 56 bis 64 km/h (Mech 1970). Der Anteil von Hirschen an der Wolfsnahrung liegt daher nur zwischen 1 und 10% (Regine, D. 2008; Almasan, H., 1970, Ciucci et al. 2020, Capitani et al. 2016). Ein Wolf benötigt zwischen 800 und 1500 kg Fleisch pro Jahr (Bibikov 1985, Stubbe 2008).
Gehen wir einmal davon aus, der Fleischbedarf liege beim arithmetischen Mittel dieser Menge, dann wären das 1100 kg pro Wolf und Jahr. Folglich frisst ein Wolf maximal 110 kg Hirschfleisch pro Jahr (10% von 1100 kg). Ein ausgewachsener Hirsch wiegt zwischen 90 bis 220 kg (90 kg die Kuh/ bis 220 kg ein Stier). Pro Wolf ergibt das durchschnittlich jährlich rund zwei gerissene Hirsche (sie fressen ja oft bloss einen Teil des Opfers).
Im Jahr 2020 lebten in Graubünden 50 Wölfe, die nach unserer Schätzung somit insgesamt 100 Hirsche gerissen hätten. Im Jahresbericht 2020 des Kantons Graubünden zum Wolf sind 80 entdeckte Hirschrisse dokumentiert. Das entspricht ziemlich gut unserer Schätzung, wenn man davon ausgeht, dass 20% der Kadaver nicht gefunden wurden. Im selben Jahr töteten die Wölfe 257 Nutztiere. Nicht miteingerechnet sind all die nicht offiziell erfassten Opfer, wie Vermisste, Abgestürzte, oder Opfer ohne Ohrenmarken.
Wölfe töteten im Jahr 2020 alleine in Graubünden mindestens 2.5 mal mehr Nutztiere als Hirsche, also ein totales Missverhältnis.
Im gleichen Jahr mussten in der Folge die Jäger im Kanton Graubünden in einer Nachjagd 2000 Hirsche erlegen. Soviel zum Thema Wolf und Hirschregulierung.

Nachtrag: In der Bündner Zeitung vom 5.7.22 ist zu lesen, dass in Graubünden im Jahr 2022 sage und schreibe 5430 Hirsche durch Jäger erlegt werden sollen! Die Angelegenheit akzentuiert sich also noch.

Fazit:
All dies verdeutlicht: es ist ein total irrwitziger Plan, Hirsche mittels der Wölfe regulieren zu wollen. Der Aufwand und die Kollateralschäden stehen in einem krassen Missverhältnis zum Nutzen.

Referenzen

Almasan, H., Scarlatescu, G., Nesterov, V. & Manolache, L., (1970), Contribution a la connaissance du regime de nourriture du loup (Canis lupus L.) dans les Carpathes roumaines. Transactions 9th IUGB Congress, 523-529. Moscow, Russia. Zusammenfassung hier.

Bibikov, A., (1985), Der Wolf, Moskau, 602 S.

Capitani, C., et al., (2016), Wolf diet in an agricultural landscape of north-eastern Turkey, Mammalia 80(3); 329-334.

Ciucci, P., Mancinelli, S., Boitani, L., et al., (2020), Anthropogenic food subsidies hinder the ecological role of wolves: Insights for conservation of apex predators in human-modified landscapes, Global Ecology and Conservation 21.

Gunn, A., et al., (2006), A Near-Total Decline in Caribou on Prince of Wales, Somerset, and Russell Islands, Canadian Arctic, ARCTIC VOL. 59, NO. 1, 1 – 13.

Hindrikson, M., et al., (2017), The Patterns of Wolf Attacks on Humans: an Example from the 19 th Century European Russia, Baltic Forestry 23(2): 432-437.

Linnell, J., et al., (2002), The fear of wolves: A review of wolf attacks on humans, NINA Report.

Makridin, V. P., (1962), The wolf in the Yamal north. Zool. Zh. 41:1413– 17. (Translation by Peter Lent.)

Mech, LD, Boitani, L., (2003), Wolves: Behaviour, Ecology and Conservation, University of Chicago Press.

Mech, LD, (1970), The wolf: the ecology and behavior of an endangered species. Garden City, NY: Natural History Press.

Mech, LD, Smith DW, MacNulty DR, (2015), Wolves on the hunt, The University of Chicago Press.

Mech, LD, Peterson, R., (2003), Wolf-Prey Relations, in: Wolves: Behaviour, Ecology and Conservation, edited by Mech & Boitani, University of Chicago Press.

Regine, D., (2008), Ecologia alimentare del lupo in sistemi multi-preda: tre anni di studio sulle Alpi Occidentali, Dissertationsschrift, Universita degli Studi di Roma “La Sapienza”.

Stubbe, C., (2008), Der Wolf in Russland – historische Entwicklung und Probleme, Beiträge zur Jagd- und Wildforschung, Band 33.

Vogt, K., et al., (2022), Wirksamkeit von Herdenschutzmassnahmen und Wolfsabschüssen unter Berücksichtigung räumlicher und biologischer Faktoren, KORA Bericht Nr. 105.

Young, S. P., & Goldman, E. A, (1944), The wolves of North America. Washington, DC: American Wildlife Institute.

4 Comments

  1. Erb said:

    Il faudrait informer beaucoup plus la population avec ce genre d’article bien documenté. Que font les médias de ces informations?

    5. Juli 2022
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    • anna said:

      Les médias ne sont pas intéressés par la vérité sur la catastrophe du loup.

      5. Juli 2022
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  2. Christoph said:

    Wolffans und NGOs wollen vor allem eines: Wölfe
    Wie bekommen sie Wölfe: mit Zustimmung der Bevölkerung
    Was möchte die Bevölkerung: Wölfe, die kaum Weidetiere reissen und wirtschaftende Bauern

    Zwingende Folge daraus: Die fortdauernde Verbreitung von Lügen, für die Zustimmung der Bevölkerung und den Wolf bis zur Unkenntlichkeit beschönigen.

    5. Juli 2022
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  3. Barbara said:

    nicht zu vergessen: zu den langsamen Tieren gehören nicht nur die alten und schwachen, sondern v.a. auch die trächtigen Tiere, was nicht gerade zu einem starken, gesunden Beutetierbestand beiträgt.

    5. Juli 2022
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