Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und der zurückgehenden Biodiversität werden die extensiv bewirtschafteten Wiesen in ganz Europa – und insbesondere in den Alpen – immer wichtiger. Das bestätigen neuste Forschungsarbeiten.
Mehr Pflanzenvielfalt dank Bewirtschaftung
Anhand von Sedimentanalysen eines Bergsees im Berner Oberland auf subalpiner Stufe konnten Forscher nachweisen, dass die Pflanzenvielfalt mit Beginn der Bewirtschaftung bzw. Beweidung vor ca. 6000 Jahren stark zugenommen hat (Garcés-Pastor et al. 2022). Davor war das Gebiet bewaldet. Die Rodung des Waldes und Pflege der Wiesen durch den Menschen hatte also einen positiven Effekt auf die Pflanzenvielfalt. Heute sind die Alpen Heimat von mehr als 4000 Pflanzenarten und damit ein Hort von unschätzbarem Wert für die europäische Biodiversität.
Dass Wiesen artenreicher als Wald sind, bestätigt auch eine andere Studie. Die weltweit grösste Pflanzenvielfalt wurde auf bewirtschaftetem, naturnahem Grasland in Gebieten mit gemässigtem Klima gefunden. Es gibt dort 89 Arten pro m². Auf Rang zwei und deutlich im Rückstand befindet sich der tropische Regenwald mit lediglich 0.1 Arten pro m² (Wilson et al. 2012). Extensiv bewirtschaftete Wiesen sind also 900 mal Artenreicher als jede andere Fläche.
Wie die Autoren der Bergseestudie schlussfolgern, kann die wertvolle Vielfalt subalpiner und alpiner Ökosysteme nur dann erhalten werden, wenn die Bewirtschaftung wie bisher fortgeführt wird. Die Wolfslobby ignoriert diese Fakten und behauptet sogar, dass ihr Rewildingprojekt mit den Grossraubtieren, das zum Verganden der Alpen führt, einen wichtigen Beitrag für die Biodiversität leisten würde. Wie sich einmal mehr herausstellt, liegen sie damit falsch und es passiert genau das Gegenteil.
Wiesland speichert mehr und zuverlässiger Kohlenstoff als Wald
Die beträchtlichen Kohlenstoffvorräte in Wiesland der gemässigten Zonen, die sich unter der Erde in Wurzeln und Boden befinden, sind um rund 150 % grösser als die in Waldböden der gemässigten Zonen (siehe Tabelle 1 des Intergovernmental Panel on Climate Change). Zudem speichern Böden weltweit mehr Kohlenstoff als die gesamte Vegetation.
Wie eine Studie der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigt, geben die Böden von Bergwäldern, die von Stürmen verwüstet wurden, besonders viel Kohlenstoff in die Umwelt ab. Die Forscher schätzen, dass die Stürme Lothar und Vivian schweizweit rund 400’000 Tonnen Kohlenstoff aus Waldboden freigesetzt haben (Mayer et al. 2023). Und aufgrund des Klimawandels muss in Zukunft mit einer Zunahme solcher Schäden durch Stürme, Brände oder Trockenheit, und damit auch der genannten Freisetzungen von Kohlenstoff gerechnet werden. Wiesland hingegen ist weniger anfällig auf klimabedingte Zerstörung, und speichert daher zuverlässiger Kohlenstoff.
Auch für das Klima ist es somit besser, Wiesen nicht verwalden zu lassen:
- Waldboden vermag weniger Kohlenstoff als Wiesenboden zu speichern. Gehen Wiesen in Wald über, so gelangt der überschüssige Kohlenstoff in die Atmosphäre.
- Wälder sind anfälliger auf Zerstörung, und bei ihrer Verwüstung entweicht dann auch noch der im Waldboden gespeicherte Kohlenstoff.
Fazit
Die ungehemmte Verbreitung der Grossraubtiere und die damit fortschreitende Verwaldung verringert also nicht nur die Biodiversität, sondern ist auch bezüglich Klima kontraproduktiv. Die Wolfslobby behauptet zwar des öfteren, das Verganden der Alpen sei sowieso schon im Gange, auch ohne Zutun der Wölfe. Doch der grosse Widerstand der Betroffenen gegen die Raubtiere zeigt, dass dies nicht stimmt. Die Bauern sind momentan noch bereit, ihren harten Job weiter zu machen. Aber gewiss nicht um jeden Preis.
Deshalb müssen die Verantwortlichen jetzt zur Vernunft kommen: die schädliche Grossraubtierpolitik muss so schnell wie möglich beendet und rückgängig gemacht werden.
Referenzen
Garcés-Pastor, S., et al., (2022), High resolution ancient sedimentary DNA shows that alpine plant diversity is associated with human land use and climate change, Nature Communications 13.
Mayer, M., et al. (2023), Elevation dependent response of soil organic carbon stocks to forest windthrow, Science of the Total Environment 857.
Wilson, J., et al., (2012), Plant species richness: the world records, Journal of Vegetation Science 23.
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