Alles Leben ist ein Kampf. Das sagen die Russen. Auch die Wolfsjagd. Sie hat im besonders wolfsreichen Russland eine lange Tradition. Ein Blick auf diesen Kampf lohnt sich. Die Wolfslobby stellt eine erfolgreiche Bejagung – mit den üblichen irrationalen Argumenten – zwar in Frage. Doch auch grössere Abschusszahlen sind in kurzer Zeit erreichbar, wie Beispiele aus Russland zeigen.
Christoph Stubbe stellt die Jagdmethoden in seinem Artikel „Der Wolf in Russland – historische Entwicklung und Probleme“ vor (Stubbe 2008). Dieses Kapitel sowie die besonders erfolgreiche Lockrufmethode von Sosnovski (Sosnovski 1980) fassen wir im folgenden zusammen.
Übersicht
Traditionell wurden Wölfe mit allen möglichen Mitteln bekämpft, so auch in Russland: Treibjagd, Jagd am Bau, Fallen, Gift, Wolfsangel oder andere Ködermethoden kamen zur Anwendung. Dies geschah aus purer Not, weil die Tiere sich derart schnell vermehren.
Die aktuelle jährliche Reproduktionsrate in der Schweiz beträgt 1.5. So stieg beispielsweise der Bündner Bestand von etwa 100 Wölfen Anfang 2023 auf aktuell rund 150 an. Folglich müssten im kommenden Winter mindestens 50 Tiere erlegt werden, um den Bestand zumindestens auf dem Niveau von Anfang 2023 zu plafonieren. Wenn dieses Ziel verfehlt wird, wären künftig noch wesentlich höhere Abschussquoten erforderlich. Der Bundesrat sollte dringend die Schweizer Abschusshürden senken bzw. an die Berner Konvention anpassen: d.h. er sollte unter anderem schweizweit eine ganzjährige Wolfsjagd zulassen. Das würde dazu beitragen, die Regulierungsziele zu erreichen.
In Russland sind die verwendeten Jagdmethoden je nach Region mehr oder weniger effizient. Die Weite bzw. Grösse des Landes wirkt sich erschwerend aus, denn die Jäger müssen zuerst lange suchen, um den Bau eines Rudels ausfindig zu machen. Hierzulande sind die Wildhüter bzw. Behörden bestens darüber im Bilde, wo sich die Wolfshöhlen bzw. Rudel befinden. Das vereinfacht die Angelegenheit.
In der Region Uljanovsk waren gemäss Stubbe folgende drei Methoden besonders erfolgreich:
- Jagd der Wölfe am Bau. Es konnten rund 41.1 % aller bejagten Wölfe so erlegt werden. Diese Methode beschreibt Gerasimov (Gerasimov 1979), wobei einige seiner unorthodoxen Vorgehensweisen eher nicht für die hiesige Jagd in Betracht fallen. Die Lockrufmethode (siehe nächsten Abschnitt) hingegen könnte auch hierzulande eingesetzt werden. Gemäss Gerasimov lassen sich damit besonders gut Jungtiere zum Bau locken.
- Treibjagden. Hier betrug der Anteil 27.2 %.
- Abschüsse am Luderplatz. Etwas weniger erfolgreich scheint die Bejagung am Luderplatz mit 19.7% zu sein. Wichtig ist, dass der Luderplatz an offenen, gut einsehbaren Stellen liegt. Gewöhnlich nehmen Wölfe die Plätze beim ersten Frost gerne an.
Die Treibjagd mit Lappen ist unterschiedlich erfolgreich. Im Ivanowsker Gebiet konnten damit in drei Jahren 62 Wölfe erlegt werden, was 62% der getöteten Wölfe entsprach. Die Lappjagd ist besonders erfolgreich bei Jungwölfen. Gegen Ende des Winters gehen Wölfe jedoch offenbar vermehrt durch die Lappen. In anderen Regionen lag der Anteil der bei Treibjagden erlegten Wölfe stabil bei 11-16 %.
Die Lockrufmethode
In den dreissiger Jahren gab es in der Karelischen Republik eine grosse Anzahl von Wölfen, die enorme Schäden bei Haus- und Wildtieren anrichteten. Daher wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem die staatlichen Behörden einen hohen Geldpreis für diejenigen Jäger aussetzten, die die meisten Wölfe erlegen konnten. Der Förster Sosnovski nahm teil und gewann den ersten Preis.
Er entwickelte dazu eine effiziente Wolfsjagdmethode. Mit dem Ruf einer Wölfin bzw. eines Wolfes lockte er die Raubtiere an: wenn er einen Rüden heulen hörte, so antwortete er ihm mit dem Ruf einer Fähe. Konnte er das männliche Tier erlegen, lockte er das Weibchen durch die Stimme des Rüden an. Jungtiere reagierten auf beide Stimmen. Mit einfachsten Mitteln gelang es ihm so, im November innerhalb von 2 Wochen zwei alte Fähen, drei Rüden, 16 einjährige und 19 diesjährige Jungtiere abzuschiessen, d.h. 40 Wölfe in 2 Wochen (Sosnovski 1980).
Sosnovski brachte auch anderen Jägern bei, wie man Wölfe mit dem Geheul anlockt. Diese hatten in der Folge ebenfalls grossen Erfolg bei der Wolfsjagd.
Referenzen
Gerasimov, J.U., (1979), Abschuss von Wölfen am Bau, Ochota (5)
Sosnovski, G., (1980), Meine Erfahrungen im Kampf mit den Wölfen, Ochota (6)
Stubbe, C., (2008), Der Wolf in Russland – historische Entwicklung und Probleme, Beiträge zur Jagd- und Wildforschung, Band 33.
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