Einleitung
Die von Agridea empfohlenen Zäune zum Schutz der Weidetiere vor Wölfen versagen alle. Wölfe überwinden alle diese Zäune mühelos, was durch diverse wissenschaftliche Studien bestätigt wird. Wir haben bereits mehrfach darüber berichtet.
Dennoch wird von der Wolfslobby hartnäckig behauptet, diese Zäune seien ein wirksamer Schutz. Dies mit folgenden Behauptungen:
- Der Schutz durch Zäune funktioniert grundsätzlich, das zeigen verschiedene Studien.
Antwort: All diese Studien beweisen die Wirksamkeit von Zäunen nicht. Sie weisen alle diesselbe Schwachstelle auf: Wenn sie keine Risse innerhalb der eingezäunten Herde beobachten, können sie nicht nachweisen, dass Wölfe während des Versuchs vor Ort waren, und versucht haben, den Zaun zu überwinden. Studien, die Zäunen eine Schutzwirkung zuschreiben sind daher nicht glaubwürdig. - Es gibt nur wenige Wölfe, die gelernt haben, Zäune zu überspringen.
Antwort: Dies ist reine Spekulation. Wir werden weiter unten begründen, warum es wahrscheinlicher ist, dass die meisten Wölfe die Zäune überspringen. Physisch sind sie alle dazu in der Lage! - Wölfe nutzen Schwachstellen in Zäunen wie Lücken oder Bodenunebenheiten aus. Sie versuchen am Boden zu graben, oder unter dem Zaun durchzuschlüpfen.
Antwort: Dies ist reine Spekulation. Wir zeigen weiter unten, warum es wahrscheinlicher ist, dass Wölfe gar keine Schwachstellen suchen, weil sie die Zäune an jeder Stelle problemlos überspringen können. Wir gehen davon aus, dass dies die häufigste Art ist, wie Wölfe Zäune überwinden.
Wie hoch können Wölfe springen?
Es ist bekannt, dass Wölfe – wie alle Caniden – ausgezeichnete Springer sind, und Hindernisse mühelos überspringen können. Sie haben kräftige Hinterläufe (Padilla & Hilton 2015, Alexander 1974, Paul & Gipson 1992). Was das Üben angeht – falls das überhaupt notwendig ist – so gibt es in der freien Natur bzw. in unserer Kulturlandschaft genügend Möglichkeiten in der freien Natur und in unserer Kulturlandschaft zu üben: umgestürzte Bäume, Wasserläufe, Mauern und Zäune von Gärten, Baumschulen oder Strassen etc.
Leider konnten wir keine Studien finden, die untersucht haben, wie hoch Wölfe mindestens springen können. Diese Höhe müssen wir anhand anderer Fakten abschätzen bzw. eingrenzen. Die folgende Tabelle zeigt, was Forscher über die Sprunghöhe verschiedener Canidenarten herausgefunden haben.
Aufgrund der Sprunghöhe von Kojoten und Hunden und der Aussage, dass für grosse Caniden eine Mindesthöhe für Gehege von 244 cm erforderlich ist, kann ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass Wölfe mindestens 188 cm hoch springen können. Jeder Zaun, der niedriger ist, stellt somit kein Hindernis dar und hindert Wölfe nicht daran, Weidetiere zu reissen. Siehe auch PS unten.
Wie häufig wird eine Strategie zum Überwinden von Zäunen angewendet ?
Leider wurden keine geeigneten Untersuchungen direkt mit Wölfen durchgeführt, um deren Strategien bzw. deren Häufigkeit beim Überwinden von Zäunen zu ermitteln. Wie bereits erläutert, können neuere Studien zum Thema Wolf und Zaun nicht einmal nachweisen, dass Wölfe überhaupt vor Ort waren und versucht haben, den Zaun zu überwinden. Somit können diese Studien auch keine Aussagen darüber machen, wie und wie oft z.B. der Zaun überwunden wurde. Eine Studie von AGRIDEA aus dem Jahr 2015 zum Verhalten von Gehegewölfen an Elektrozäunen ist unbrauchbar, da ihr Studiendesign völlig ungeeignet ist, siehe hier. Trotzdem basieren alle weiteren Empfehlungen zu Zäunen auf dieser untauglichen Studie. Dies zeigen u.a. die Broschüren von AGRIDEA (siehe Abbildung 1).
Eine gute Studie über das Verhalten von Kojoten an Schutzzäunen für Haustiere wurde von einem US-Wissenschaftler durchgeführt (Thompson 1976 und 1979). Wolf und Kojote sind sich sowohl im Verhalten als auch Äusserlich sehr ähnlich (Padilla & Hilton 2015, Alexander 1974, Paul & Gipson 1992). Wobei Kojoten etwas kleiner sind, siehe Tabelle 1. Wie alle Caniden können beide gut springen und graben.
Besonders aufschlussreich sind Thompsons Beobachtungen zu den unterschiedlichen Strategien, mit denen Kojoten Schutzzäune überwinden. Er testete 34 verschiedene Zauntypen, darunter solche mit und ohne elektrischen Strom. Jeder Typ wurde zwischen 20 und 30 Mal getestet, insgesamt wurden 916 Versuche durchgeführt. Dabei wurden die getesteten Zäune 567 mal überwunden. Nachfolgend die Zusammenstellung der Strategien und die entsprechende Häufigkeit.
Unten durchgraben konnte Thompson nie beobachten, auch das unten Durchschlüpfen kam nur selten vor. Das Verhalten der Caniden an den Zäunen ist also völlig anders, als es die AGRIDEA-Studie von 2015 vermuten lässt. Am häufigsten, nämlich in 36.4 % der Fälle, übersprangen die Kojoten die Zäune. Und in rund 30% der Fälle kletterten sie darüber (bei Drahtgeflechten). Das bedeutet, dass die Kojoten in 66% der Fälle den Zaun von oben her überwunden haben.
Die Caniden waren auch sehr geschickt darin, die stromführenden Teile der Zäune zu umgehen. Zitat aus der Arbeit von Thompson: „In 466 tests of 18 different electric fences, coyotes were observed receiving a shock only 13 times.“
Die beiden Zäune, die am besten abschnitten, jedoch keinen 100%igen Schutz boten, waren folgende:
Zaun Nr 33 ohne Strom ähnelt den Zäunen in Tierparks, mit einem abgewinkelten Überhang oben. Es sei darauf hingewiesen, dass Thompson nach seinen Tests zu dem Schluss kam, dass Zäune eine Mindesthöhe von 168 cm haben sollten, damit sie von Kojoten nicht übersprungen werden können. Zaun 33 erfüllt diese Bedingung. Der Überhang sollte vor allem das Überklettern verhindern. Dieser Zaun wurde später eingehend getestet und erwies sich als kojotensicher (de Celesta et al. 1978).
Einer der von Thompson getesteten Zäune ähnelt den von Agridea empfohlenen Maschendrahtzäunen für Heimbetriebe, nämlich Zaun Nr. 20. Der Zaun bietet jedoch keinen Schutz vor Kojotenangriffen.
Zaun Nr 20 wurde in 60% der Fälle überwunden. Wie bereits erwähnt, bevorzugen Kojoten den Weg oben drüber, und sind sehr geschickt darin, die Litzen zu umgehen. Bei der geringen Höhe von 127 cm springen sie wahrscheinlich einfach drüber. Die oberste Litze ist dabei völlig nutzlos, denn im Sprung erhält der Kojote nicht einmal einen Stromschlag.
Ähnlich verhält es sich mit dem AGRIDEA-Zaun gegen Wölfe: die Raubtiere überspringen den nur 120 cm hohen Zaun mit Leichtigkeit (siehe Tabelle 1). Damit ist der von AGRIDEA empfohlene Schutzzaun für Heimbetriebe völlig nutzlos. Viel Aufwand für nichts.
FAZIT:
Alle von AGRIDEA empfohlenen Zäune, siehe Broschüre hier bieten keinen Schutz vor Wölfen. Die damit eingezäunten Weidetiere sind de facto ungeschützt. Dies belegen nicht nur die hier aufgeführten Fakten, sondern auch zahlreiche Forschungsarbeiten (u.a. Vogt et al. 2022, Meuret et al. 2020, van Liere et al. 2013, Rigg et al. 2011).
Es ist verantwortungslos und absolut unseriös, Weidtierhaltern derart nutzlose Zäune zu empfehlen. Eine Irreführung mit bösen Folgen für Mensch und Tier. Wann handeln die Verantwortlichen endlich verantwortungsvoll und im Sinne des Tierschutzes? Alle Wölfe müssen entnommen werden. Je schneller, desto besser.
PS: Ein paar wenige Beispiele aus der Praxis; es sterben tausende Weidetiere einen grausamen Tod – nur weil die Weidetierhalter und ihre Tiere von der Wolfslobby wie wertloser Abfall behandelt werden.
10 massakrierte Schafe in Matt GL, 7.5.2022, korrekt geschützt mit elektrischem Weidenetz.
17 getötete Schafe aus geschützter Situation, Novazzano TI April 2022.
3 getötete Schafe aus geschützter Situation, Ende März 2022, Immensee SZ.
25 massakrierte Spiegelschafe Bonstetten ZH,24.3.2022: korrekt geschützt mit einem 105 cm hohen Weidenetz, 8000 Volt.
18 Schafe massakriert, Leventina TI, Sept. 2017: 120 cm hohes Weidenetz.
24 massakrierte Schafe Alp Stutz 2021, Sommer 2021, korrekt geschützt durch 5 HSH, Elektrozäune und Hirten, Bericht ab Seite 4.
4 gerissene Schafe, Sept. 2021, DE: Wolf überspringt 190 cm hohen Schutzzaun.
32 gerissene Schafe am Deich DE, Pilotprojekt 130 cm hoher Schutzhag.
9 Schafe massakriert trotz 120 cm hohem Zaun mit 6000 Volt; 2020 in DE; mit Photo vom Wolf, wie er über den Zaun springt!
Referenzen
Alexander RM, (1974), The mechanics of jumping by a dog (Canis familiaris). J Zool 173:549–73.
de Celesta, D.S., Cropsey, M.G., (1978), Field test of a coyote-proof fence, Wildlife Soc. Bull. (6) 256-259.
Meuret, M., et al., (2020), Missing shots: has the possibility of shooting wolves been lacking for 20 years in France’s livestock protection measures? The Rangeland Journal, (42).
Padilla, L. & Hilton, C., Canidae, (2015), in: Fowler’s Zoo and Wild Animal Medicine, Volume 8 : 457–467.
Paul, W.J., Gipson, P.S., (1994), Wolves. In: Scott, E., Hygnstrom, S.E., Timm, R.M., Larson, G.E. (Eds.), Prevention and Control of Wildlife Damage. University of Nebraska Cooperative Extension, USA, pp. C123–C129.
Rigg, R., et al., (2011), Mitigating carnivore-livestock conflict in Europe: Lessons from Slovakia, Fauna & Flora International, Oryx, 45(2), 272–280.
Thompson, B., (1976), Evaluation of wire fences for control of coyote depredations, Master Thesis in Fisheries and Wildlife, Oregon State University
Thompson, B., (1979), Evaluation of Wire Fences for Coyote Control, J Range Management 32(6).
van Liere, D., et al., (2013), Farm characteristics in Slovene wolf habitat related to attacks on sheep, Applied Animal Behaviour Science 144, 46– 56.
Vogt, K., et al., (2022), Wirksamkeit von Herdenschutzmassnahmen und Wolfsabschüssen unter Berücksichtigung räumlicher und biologischer Faktoren, KORA Bericht Nr. 105.
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