Von Wölfen und Zäunen

Einleitung

Die von Agridea empfohlenen Zäunungen zum Schutz der Weidetiere vor Wölfen versagen allesamt. Wölfe überwinden all diese Zäune mühelos. Dazu existieren auch wissenschaftliche Studien. Wir haben darüber schon mehrfach berichtet.

Dennoch halten die Wolfsbefürworter starrsinnig daran fest, dass diese Zäune ein wirksamer Schutz sind. Dies mit folgenden Behauptungen:

  1. Der Schutz mit Zäunen funktioniert prinzipiell, das zeigen diverse Studien.
    Antwort: All diese Studien belegen die Wirksamkeit von Zäunen nicht. Sie weisen alle diesselbe Schwachstelle auf: Wenn sie keine Risse innerhalb der gezäunten Herde beobachten, können sie nicht nachweisen, dass Wölfe während des Versuchs vor Ort waren, und probiert haben, den Zaun zu überwinden. Studien, die Zäunen eine Schutzwirkung attestieren sind daher unglaubwürdig.
  2. Es sind nur wenige Wölfe, die gelernt haben, Zäune zu überspringen.
    Antwort: Das ist reine Spekulation. Wir leiten weiter unten her, warum es wahrscheinlicher ist, dass die meisten Wölfe die Zäune überspringen. Physisch sind sie alle dazu in der Lage!
  3. Die Wölfe nutzen Schwachstellen der Zäune aus, wie Lücken, oder Bodenunebenheiten. Sie versuchen am Boden zu graben, oder unten durch zu schlüpfen.
    Antwort: Das ist reine Spekulation. Wir leiten weiter unten her, warum es wahrscheinlicher ist, dass Wölfe gar keine Schwachstellen suchen, weil sie die Zäune an jeder Stelle problemlos überspringen können. Wir nehmen an, dass das die häufigste Art und Weise ist, wie sie Zäune überwinden.

Wie hoch können Wölfe springen?

Es ist bekannt, dass Wölfe – wie alle Caniden – ausgezeichnete Springer sind, und mühelos Hindernisse überspringen können. Sie haben kräftige Hinterläufe (Padilla & Hilton 2015, Alexander 1974, Paul & Gipson 1992). Was das Üben angeht, falls das überhaupt notwendig ist: es bestehen genügend Möglichkeiten in der freien Natur und in unserer Kulturlandschaft – wie umgestürzte Bäume, Wasserläufe, Mauern, und Einfriedungen von Gärten, Baumschulen oder Strassen usw.

Leider haben wir keine Studien gefunden, die speziell untersucht haben, wie hoch Wölfe mindestens springen können. Diese Höhe müssen wir anhand anderer Fakten abschätzen bzw. eingrenzen. Folgende Tabelle zeigt, was Forscher betreffend Sprunghöhe diverser Canidenarten herausgefunden haben.

Aufgrund der Sprunghöhe von Kojoten und Hunden, sowie der Aussage, dass für grosse Caniden eine Mindesthöhe für Gehege von 244 cm nötig ist, kann ohne weiteres davon ausgegangen werden, dass Wölfe mindesten 188 cm hoch springen können. Jeder Zaun, der weniger hoch ist, stellt somit kein Hindernis dar, und hält Wölfe nicht davon ab Weidetiere zu reissen! Siehe auch PS weiter unten.

Wie häufig wird eine Strategie zum Überwinden von Zäunen angewendet ?

Direkt mit Wölfen wurden leider keine geeigneten Untersuchungen durchgeführt, um ihre Strategien bzw. deren Häufigkeit beim Überwinden von Zäunen zu ermitteln. Wie bereits erläutert, können die neueren Studien zum Thema Wolf und Zaun nicht einmal nachweisen, dass Wölfe vor Ort waren bzw. versucht haben, den Zaun zu überwinden. Diese Studien können also auch keine Aussagen dazu machen, wie und wie oft zB der Zaun überwunden wurde. Eine Studie von AGRIDEA aus dem Jahr 2015 zum Verhalten von Gehegewölfen an Elektrozäunen ist unbrauchbar, da ihr Studiendesign vollkommen ungeeignet ist, siehe hier. Trotzdem basieren alle weiteren Empfehlungen zu Zäunen auf dieser untauglichen Studie. Wie u.a. die Broschüren von AGRIDEA belegen (siehe Abbildung 1).

Eine gute Studie zum Verhalten von Kojoten an Schutzzäunen für Haustiere führte ein US-Wissenschaftler durch (Thompson 1976 und 1979). Wolf und Kojote sind einander sehr ähnlich, sowohl bei ihrem Verhalten, als auch Äusserlich (Padilla & Hilton 2015, Alexander 1974, Paul & Gipson 1992). Wobei Kojoten etwas kleiner sind, siehe Tabelle 1. Wie alle Caniden können beide gut springen und graben.

Besonders aufschlussreich sind Thompson’s Beobachtungen zu den diversen Strategien, mit welchen die Kojoten die Schutzzäune überwanden. Er testete 34 verschiedene Zauntypen, dabei waren solche mit und ohne Strom. Jeder Typ wurde zwischen 20 und 30 mal getestet, total fanden 916 Versuche statt. Dabei wurden die getesteten Zäune insgesamt 567 mal überwunden. Hier die Zusammenstellung der Strategien, sowie die dazugehörige Häufigkeit der jeweiligen Strategie.

Unten durchgraben konnte Thompson nie beobachten, auch das unten durchschlüpfen kam nur selten vor. Das Verhalten der Caniden an Zäunen ist also vollkommen anders, als dies aufgrund der AGRIDEA Studie von 2015 vermutet wird. Am häufigsten, in 36.4 % der Fälle, sprangen die Kojoten über die Zäune. Und in rund 30% der Fälle kletterten sie drüber (im Fall von Drahtgeflechten). Das heisst, in 66% der Fälle überwanden die Kojoten den Zaun oben drüber.

Die Caniden waren zudem sehr geschickt darin, stromführende Teile der Zäune zu umgehen. Zitat aus Thompson’s Arbeit: „In 466 tests of 18 different electric fences, coyotes were observed receiving a shock only 13 times.“

Die beiden Zäune, die am besten abschnitten – aber dennoch keinen 100%-igen Schutz boten – waren die folgenden:

Zaun Nr 33 ohne Strom ähnelt denjenigen aus Tierparks, mit einem abgewinkelten Überhang oben. Man beachte, dass Thompson nach seinen Tests zum Schluss kam, dass Zäune eine Mindesthöhe von 168 cm haben sollten, damit sie nicht von den Kojoten übersprungen werden. Der Zaun 33 erfüllt diese Bedingung. Mit dem Überhang sollte vor allem das Überklettern verhindert werden. Dieser Zaun wurde später eingehender getestet und zeigte sich als sicher vor Kojoten (de Celesta et al. 1978).

Einer der von Thompson getesteten Zäune ähnelt den von Agridea empfohlenen Maschendraht-Zäunen für Heimbetriebe, und zwar Zaun Nr. 20. Dieser bot jedoch keinen Schutz vor Übergriffen von Kojoten.

Zaun Nr 20 wurde in 60% der Fälle überwunden. Wie erwähnt bevorzugen Kojoten den Weg oben drüber, und sind äusserst geschickt dabei, Litzen zu umgehen. Bei der geringen Höhe von 127 cm sind sie wohl einfach drübergehüpft. Die oberste Litze ist dabei völlig nutzlos, denn im Sprung erhält der Kojote nicht einmal einen Stromschlag.

Ähnlich sieht es beim AGRIDEA-Zaun gegen Wölfen aus: sie überspringen diesen nur 120 cm hohen Zaun mit Leichtigkeit (siehe Tabelle 1). Das bedeutet, der von AGRIDEA empfohlene Schutzzaun für Heimbetriebe ist vollkommen nutzlos. Viel Aufwand für nichts.

FAZIT:

Alle von AGRIDEA empfohlenen Zäune, siehe Broschüre hier bieten keinen Schutz vor Wölfen. Die damit eingezäunten Weidetiere sind de facto ungeschützt. Das belegen nicht nur die hier aufgeführten Fakten, sondern auch etliche Forschungsarbeiten (u.a. Vogt et al. 2022, Meuret et al. 2020, van Liere et al. 2013, Rigg et al. 2011).

Es ist verantwortungslos und absolut unseriös, den Weidtierhaltern derart nutzlose Zäune zu empfehlen. Eine Irreführung mit bösen Folgen für Mensch und Tier. Wann handeln die Verantwortlichen endlich verantwortungsvoll und im Sinne des Tierschutzes? Alle Wölfe müssen entfernt werden. Je schneller, je besser.

PS: Ein paar wenige Beispiele aus der Praxis; es sterben tausende Weidetiere einen grausamen Tod – nur weil die Weidetierhalter und ihre Tiere von der Wolfslobby wie wertloser Abfall behandelt werden.

10 massakrierte Schafe in Matt GL, 7.5.2022, korrekt geschützt mit elektrischem Weidenetz.

17 getötete Schafe aus geschützter Situation, Novazzano TI April 2022.

3 getötete Schafe aus geschützter Situation, Ende März 2022, Immensee SZ.

25 massakrierte Spiegelschafe Bonstetten ZH,24.3.2022: korrekt geschützt mit einem 105 cm hohen Weidenetz, 8000 Volt.

18 Schafe massakriert, Leventina TI, Sept. 2017: 120 cm hohes Weidenetz.

24 massakrierte Schafe Alp Stutz 2021, Sommer 2021, korrekt geschützt durch 5 HSH, Elektrozäune und Hirten, Bericht ab Seite 4.

4 gerissene Schafe, Sept. 2021, DE: Wolf überspringt 190 cm hohen Schutzzaun.

32 gerissene Schafe am Deich DE, Pilotprojekt 130 cm hoher Schutzhag.

9 Schafe massakriert trotz 120 cm hohem Zaun mit 6000 Volt; 2020 in DE; mit Photo vom Wolf, wie er über den Zaun springt!

Referenzen

Alexander RM, (1974), The mechanics of jumping by a dog (Canis familiaris). J Zool 173:549–73.

de Celesta, D.S., Cropsey, M.G., (1978), Field test of a coyote-proof fence, Wildlife Soc. Bull. (6) 256-259.

Meuret, M., et al., (2020), Missing shots: has the possibility of shooting wolves been lacking for 20 years in France’s livestock protection measures? The Rangeland Journal, (42).

Padilla, L. & Hilton, C., Canidae, (2015), in: Fowler’s Zoo and Wild Animal Medicine, Volume 8 : 457–467.

Paul, W.J., Gipson, P.S., (1994), Wolves. In: Scott, E., Hygnstrom, S.E., Timm, R.M., Larson, G.E. (Eds.), Prevention and Control of Wildlife Damage. University of Nebraska Cooperative Extension, USA, pp. C123–C129.

Rigg, R., et al., (2011), Mitigating carnivore-livestock conflict in Europe: Lessons from Slovakia, Fauna & Flora International, Oryx, 45(2), 272–280.

Thompson, B., (1976), Evaluation of wire fences for control of coyote depredations, Master Thesis in Fisheries and Wildlife, Oregon State University

Thompson, B., (1979), Evaluation of Wire Fences for Coyote Control, J Range Management 32(6).

van Liere, D., et al., (2013), Farm characteristics in Slovene wolf habitat related to attacks on sheep, Applied Animal Behaviour Science 144, 46– 56.

Vogt, K., et al., (2022), Wirksamkeit von Herdenschutzmassnahmen und Wolfsabschüssen unter Berücksichtigung räumlicher und biologischer Faktoren, KORA Bericht Nr. 105.

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